Mein Praxissemester – Eine Reise in unbekannte Galaxien
Drittes Mastersemester. Praxissemester. Ein ganzes Halbjahr Praxisluft schnuppern – Wo? Mein erster Gedanke: am besten an einer Schule, die ich bereits kenne. Dort weiß ich schließlich, was mich erwartet. Oder doch eine Reise in unbekannte Gefilde wagen? Ist das Praxissemester nicht eine einmalige Chance in der Lehrerausbildung, über einen ausreichend langen und dennoch zeitlich begrenzten Zeitraum relativ stressfrei neue, praktische Eindrücke zu sammeln – den eigenen Horizont zu erweitern? Wer reist, der lernt und entwickelt sich. Also entschied ich mich für ein Abenteuer. Mit einem Rucksack voller Neugierde, Gespanntheit und Interesse machte ich mich auf den Weg an die Primusschule Schalksmühle. Auch Sorgen waren mit im Gepäck: Was, wenn das Schulkonzept nicht so faszinierend ist, wie es auf der Homepage auf mich wirkt? Was, wenn ich mich gar nicht damit identifizieren kann? Was, wenn Praxissemesterstudierende aufgrund des hohen Schulentwicklungsaufwands eher als Last gesehen werden? „Reiseberichte“, auf die ich zurückgreifen konnte, gab es noch nicht. Also machte ich meine ganz eigenen Erfahrungen auf meiner Reise in unbekannte Galaxien – in die Lerngruppen Merkur sowie Uranus und ein London, wie ich es noch nicht kannte. Fach- und stufenspezifisch einheitliches Arbeitsmaterial verpackt in thematische „Boxen“, die das Gerüst für ein Unterrichtsvorhaben in einem ritualisierten Stundenverlauf bilden, Schülerinnen und Schüler, die zunehmend selbstständig und eigenverantwortlich lernen sowie selbstreflektiert ihren Arbeitsprozess planen und einschätzen und nicht zuletzt Lehrpersonen, die in diesem Prozess den Lernenden als Lernbegleiter und Coach zur Seite stehen und alternative Formen der Rück-meldung und Beurteilung von Lernfortschritt nutzen, erwarteten mich. Eine taiwanesische Praktikantin, die den Englischunterricht unterstützt, ein Lehrerzimmer, das einem Wohn-zimmer gleicht, ein separater Lehrer-Arbeitsraum, ein farbenfrohes und lebendiges Schul-gebäude, in dem sich Schülerinnen und Schüler in Hausschuhen bewegen, und vieles mehr. Erst einmal ankommen und akklimatisieren. Dabei wurde ich aber nicht alleine gelassen. Das Gefühl, nur ein Besucher für eine befristete Zeit zu sein, gab es nicht. Hospitieren, Konferenzen und Lernentwicklungsgesprächen beiwohnen, an gemeinsamen Aktivitäten des Kollegiums teilnehmen, Unterricht mitgestalten und selbst gestalten, Ideen einbringen, AGs leiten, spannende Forschungsprojekte entwickeln – zum Beobachter, Teilnehmer und Akteur werden, eingebettet in eine kooperative Gemeinschaft, in der eine ganz besondere Schüler-Lehrer-Beziehung herrscht. Schulentwicklung live erleben. Anregende Gespräche über bereits erzielte Erfolge, Gelingensbedingungen und (zukünftige) Herausforderungen: all inclusive. Mein Praxissemester? So bunt wie die Primushand.
Drittes Mastersemester. Praxissemester. Primusschule. Definitiv eine Reise wert.